Zürich / Lausanne / Genf, 15. Oktober 2024 – Im dritten Quartal 2024 verzeichnete der WTW-Pension Index einen Rückgang von 3,7 %. Der Rückgang bei den Anleiherenditen führte
zu einem Anstieg der Verpflichtungen, der nicht durch die positiven Anlagerenditen ausgeglichen werden konnte. Neue wirtschaftliche Gegebenheiten zwingen die Unternehmen, ihre strategische Vermögensallokation anzupassen.
Im 3. Quartal 2024 fiel der Diskontierungssatz um mehr als 30 Basispunkte von 1,27 % auf 0,95 %, was der Stand der Pensionsverpflichtungen in den Schweizer Unternehmensbilanzen weiter verschlechterte. Die Anpassung des Diskontierungssatzes führte zu einem Anstieg der erwarteten
Pensionsverpflichtungen (PBO) um 5,6 %, da der niedrigere Diskontierungssatz den Barwert der künftigen Pensionsverpflichtungen erheblich erhöhte. Obwohl die Vermögenswerte eine Rendite von 2,5 % erzielten, reichte dies nicht aus, um den Anstieg der Verpflichtungen auszugleichen. Infolgedessen verschlechterte sich der Finanzierungsstatus der Vorsorgepläne im Vergleich zum Vorquartal um 3,7 %. Der Deckungsgrad (das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen) sank gemäss dem WTW Pension Index per 30. September 2024 auf 121,1 %, gegenüber 124,8 % per 30. Juni
2024.
Der Pensionskassenindex WTW-Pension Index wird vierteljährlich von WTW in deren Swiss Pension Finance Watch veröffentlicht und basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS19) sowie auf US GAAP FASB ASC 715. Der Index stellt die quartalsweise Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads unter Accounting Standards dar, statt den sonst typischen Deckungsgrad der schweizerischen Vorsorgepläne anzugeben.
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Steht eine weitere Periode mit niedrigen Anleiherenditen und Diskontierungssätzen bevor?
Die schrittweise Senkung der Diskontierungssätze setzte sich im 3. Quartal 2024 fort, angetrieben durch sinkende Unternehmensanleiherenditen in der Schweiz. Der Diskontsatz erreichte ein neues Tief und erlebte seit seinem Höchststand Ende 2022 einen kontinuierlichen Rückgang. Niedrigere Diskontierungssätze führen zu einem
Anstieg der Pensionsverpflichtungen der Unternehmen und üben Druck auf deren Bilanzen aus. Trotz der steigenden Verpflichtungen in den letzten zwei Jahren blieben die meisten gemeldeten schweizerischen Vorsorgepläne aufgrund starker Anlagerenditen relativ stabil.
In den sieben Jahren vor 2022 erlebte der Schweizer Markt eine beispiellose Periode niedriger Zinssätze, wobei der Diskontsatz meist unter 1 % und für längere Zeit sogar nahe 0 % lag. Der jüngste Rückgang der Diskontierungssätze von den Höchstständen im Jahr 2022 bei über 2 % ist zwar erheblich, aber die
Diskontierungssätze befinden sich immer noch am oberen Ende der Spanne der letzten sieben Jahre. "Da die Inflation derzeit unter Kontrolle zu sein scheint und die Zentralbanken ihre Zinssätze wieder senken, stellt sich die Frage, ob uns eine weitere Periode sehr niedriger Anleiherenditen und Diskontierungssätze bevorsteht, was auch niedrigere Anlagerenditen aufgrund eines schwächeren Wirtschaftswachstums mit sich bringen könnte. Dies würde den Druck auf die Pensionsverpflichtungen in den Unternehmensbilanzen weiter verstärken", kommentiert Adam Casey, Leiter des Bereichs Corporate
Retirement Consulting bei WTW Zürich.
Aktivitäten der Zentralbanken entscheidend für das Vertrauen
Im September 2024 veranlassten die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Europäische Zentralbank (EZB) massive Zinssenkungen, um auf die wachsenden globalen wirtschaftlichen Herausforderungen zu reagieren. Die SNB senkte ihren Leitzins auf 1,00 %, während die EZB ihren Zinssatz auf 3,50 %
reduzierte. Die US-Notenbank (FED) folgte diesem Beispiel und senkte ihren Zinssatz auf 5,00 %. Diese Massnahmen sind Teil einer umfassenderen Strategie zur Stabilisierung der Wirtschaft und zur Förderung des Wachstums in einem unsicheren globalen Umfeld.
Die Zinssenkungen zielen darauf ab, Investitionen anzukurbeln und den Konsum zu fördern. Durch die Senkung der Fremdkapitalkosten hoffen die Zentralbanken, die Wirtschaftsaktivität in den betroffenen Regionen anzuregen. "In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind solche Anpassungen entscheidend, um das Vertrauen von
Unternehmen und Verbrauchern wiederherzustellen", erklärt Alexandra Tischendorf, Leiterin des Bereichs Investment bei WTW Schweiz.
Trotz dieser positiven Massnahmen bleibt das wirtschaftliche Umfeld komplex. In den USA zeigen jüngste Daten Anzeichen einer Abschwächung, während in der Eurozone eine allmähliche Erholung eintritt. Die Prognosen für das BIP-Wachstum in der Eurozone wurden nach oben korrigiert, was auf eine Stabilisierung des
wirtschaftlichen Umfelds hinweist. "Die weltweit unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen erfordern einen differenzierten Ansatz in der Geldpolitik", ergänzt Tischendorf.
Neue wirtschaftliche Gegebenheiten erfordern Anpassungen
Pensionskassen müssen ihre Vermögensallokation strategisch anpassen, um auf die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten zu reagieren. In Zeiten schwankender Renditen und zunehmender Marktvolatilität sind proaktive Massnahmen unerlässlich, um langfristige Finanzziele zu sichern.
"Die kommenden Monate werden zeigen, wie wirksam die Zinssenkungen sein werden", betont Tischendorf. "Investoren müssen wachsam bleiben und bereit sein, auf Veränderungen in der Weltwirtschaft zu reagieren."
Insgesamt verdeutlichen die aktuellen Entwicklungen die Notwendigkeit eines flexiblen und strategischen Ansatzes in der Geldpolitik und den Anlagestrategien, um die Herausforderungen eines dynamischen und sich schnell verändernden wirtschaftlichen Umfelds zu meistern.
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