Die Energiewende verändert die Anforderungen an die Netzinfrastruktur, insbesondere auf der Mittel- und Niederspannungsebene. Auch bei schwankender Einspeisung, etwa durch Solarstrom, muss die Netzinfrastruktur stets zuverlässig funktionieren. In Mittelhäusern werden Lösungen unter realen Bedingungen erprobt.
Mittelhäusern als Pionier-Ortschaft
Der «Energieverbund Mittelhäusern» verfolgt die Vision, diesen Könizer Ortsteil als Reallabor zu entwickeln. In diesem wird in der Praxis getestet, wie eine erneuerbare Energieversorgung in der Schweiz im Jahr 2050 aussehen könnte. Ein Pilotprojekt soll innerhalb von drei Jahren zeigen, wie eine möglichst regionale erneuerbare Energieversorgung konzipiert werden muss. Mittelhäusern mit seinen rund 950 Einwohnerinnen
und Einwohnern könnte damit die erste Ortschaft der Schweiz werden, die ihren gesamten Energieverbrauch – Strom, Wärme, Mobilität und Prozesse – aus erneuerbaren Quellen deckt. Nach Abschluss des Projekts haben alle Energiekundinnen und -kunden die Möglichkeit, 100 Prozent erneuerbare Energie zu beziehen, die ökologischer und günstiger ist als bisher. Angestrebt wird dabei nicht eine vollständige Autarkie, sondern eine möglichst regionale Versorgung. Ein wichtiges Instrument, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Lokale Elektrizitätsgemeinschaft
LEG. Ab 2026 ermöglicht eine LEG den Kauf und Verkauf von lokal produziertem Solarstrom innerhalb einer Gemeinde oder eines Quartiers.
Machbarkeitsstudie gibt grünes Licht
Um die Vision des Energieverbunds Mittelhäusern zu prüfen, wurde im Auftrag der Gemeinde Köniz eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Diese kam zum Schluss, dass sich Mittelhäusern sehr gut für ein solches Pilotprojekt eignet. In einem zusammenhängenden Netzgebiet können neue Technologien unter realen Bedingungen erprobt werden. Im Pilotprojekt liegt der Schwerpunkt auf der Stromversorgung. Die vollständige Dekarbonisierung der noch vorhandenen 75 Öl- und Elektroheizungen sowie der bestehenden Fahrzeuge ist innerhalb von drei Jahren wirtschaftlich
und politisch nur schwer realisierbar. Anwendungen im Bereich Wärme und Mobilität sollen daher in einem Folgeprojekt umgesetzt werden.
Echtzeitdaten als Grundlage für ein Smart Grid
Zentrales Ziel von BKW Power Grid als lokale Verteilnetzbetreiberin ist es, im Pilotprojekt praktische Erfahrungen im Netzbetrieb mit Echtzeit-Sensorik und -Aktorik zu sammeln. Das ist ein System, das kontinuierlich Daten von Anlagen und vom Netz erfasst und darauf basierend die einzelnen Anlagen so ansteuert, dass eine effiziente, stabile und flexible Stromversorgung gewährleistet ist. Mit dem vorliegenden Projekt will BKW Power Grid einen praktischen Beitrag zum besseren Verständnis und Einsatz eines modernen, intelligenten elektrischen Gesamtsystems
(Smart Grid) leisten.
Mehr zur Studie
Die Medienmitteilung der Gemeinde Köniz sowie die Machbarkeitsstudie mit allen Ergebnissen und Detailanalysen sind online unter www.koeniz.ch abrufbar. |